Schon seit einigen Jahren bot das TheatermobileSpiele an, die CBS zu besuchen. Dieses Jahr hat es geklappt. Das Lustspiel „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist wurde am 21. März im Raum 001 aufgeführt – Zuschauer waren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 12, die das Stück im nächsten Schuljahr in der Abiturprüfung behandeln können. Regie führte Thorsten Krelios, aufgeführt wurde das Stück von David Lison und Petra Ehrenberg.
Das Organisiationsteam unter Leitung von Herrn Klaus Seitz hat sich bereits im Vorfeld gefragt: die drei zwölften Klassen sind etwa 56 Personen, der Raum 001 ist für ein Klassenzimmer durchschnittlich groß, dazu ein Stück mit 7 Figuren – wie soll das gehen?
Ich hatte ja erwartet, dass das Bühnenbild aus 3 weißen Laken bestehen würde – aber zu meinem großen Erstaunen trugen die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der zwei Schauspieler unzählige Kisten mit Perücken, Köpfen, Armen und Gliedmaßen sowie mit weiteren Accessoires und zudem noch die verschiedensten Metallkonstruktionen in den Raum. Es entstand ein professionelles Bühnenbild bestehend aus hunderten Aktenordnern als Kulisse, die Figuren wurden durch rollbare Puppen dargestellt und die beiden Schauspieler wurden durch eine Videoinstallation unterstützt.
Die Handlung des „zerbrochenen Kurs“ wurde gekürzt in 75 Minuten wiedergegeben, so dass die schon bei der ersten Aufführung 1803 unter der Regie Goethes kritisierte Länge nicht negativ auffiel.
Die Schauspieler schlüpften - durch die lebensgroßen Puppen repräsentiert - immer wieder in die verschiedenen Rollen und waren mal Eve, mal Marthe Rull, mal Ruprecht. Richter Adam verstrickte sich immer weiter in seine Lügengeschichten, versuchte mit gutem Essen und gutem Wein den bürokratischen Gerichtsinspekteur – pardon, in diesem Fall die Gerichtsinspekteurin - Walter zu manipulieren, doch er verhedderte sich – bildlich und tatsächlich immer stärker in seine verdrehten Aussagen – dargestellt durch Seile, die sich wie ein Spinnennetz immer undurchdringlicher kreuz und quer über die Bühne sponnen. So wurde am Ende der tatsächliche Krugzertrümmerer ermittelt, der Versuch von Adam Eve zu bestechen und sexuell zu missbrauchen aufgedeckt und die Hochzeit zwischen Eve und Ruprecht konnte doch stattfinden nur Frau Rull ist nach wie vor auf der Suche nach Gerechtigkeit und will weiter den Krug ersetzt bekommen.
Im Anschluss an die Inszenierung beantworteten die Schauspieler Fragen aus dem Publikum. Schließlich halfen die Schülerinnen und Schüler wieder alles zu verpacken und in den Lieferwagen zu tragen.
Die Inszenierung wurde anschließend im Unterricht besprochen; auch wenn es kritische Simmen gab, so überwog doch das positive Feedback; das reine Lesen des Dramas ersetzt eben nicht die Eindrücke, die man durch eine direkte Schauspielleistung in einem kleinen Kreis erfährt – am Ende hat Kleist den zerbrochenen Krug für die Bühne und nicht für die Lektüre geschrieben.
Peer Barsch
26.03.2025